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Ein Text zum Nachdenken...

„Alle deine Taten sind wunderbar, das erkenne ich!“

Und dann schau ich auf mich…

 

Ich sehe vor mir den Sonnenaufgang,

hör im Ohr noch das Lied, das ein Vogel sang,

als ich hinauf ging, über den wunderschön blühenden Hang.

Ich schaue hinauf zum Himmelzelt,

an dem der Stern leuchtet, auch wenn er schon zerfällt.

Sehe eine Figur aus Wolken, die ein Herz in ihren Händen hält.

Ich drehe meinen Blick und spüre den Wind, der mein Gesicht streift,

der einer leichten Brise gleicht,

die meinen angespannten Körper erweicht.

Ich stehe nur so da und erkenne: „Alle deine Taten sind wunderbar!“

Und dann schau ich auf mich…

 

Und mit Tränen im Gesicht erkenne ich, dass ich das von mir selbst nicht sagen kann,

dass ich noch nicht genug Glauben in mich selbst gewann,

um sagen zu können, dass das auch auf mich zutrifft.

Ich sehe in den Spiegel und schaue in mein Gesicht.

„Alle deine Taten sind wunderbar!“

Ist das wirklich wahr?

Es fällt mir nicht schwer meinen Blick schweifen zu lassen,

die Schönheit in Dingen der Natur zu erfassen,

und den Schöpfer dafür zu loben,

den Schöpfer da oben,

der alles wunderbar gemacht hat.

Es fällt mir nicht schwer in anderen zu sehen,

warum er seinen Sohn ließ gehen,

um sie zu retten.

Und dabei weiß ich, dass er nicht für die besten Menschen starb,

nicht für die Leistungsstärksten drei Tage im Grab lag

und letztlich den Tod besiegte.

Sondern dass er es selbst für den Unscheinbarsten getan hätte.

Und trotzdem sehe ich mich an,

und weil ich es nicht glauben kann,

dass ich ein Wunder der Schöpfung bin,

macht es für mich oft keinen Sinn,

meinen Blick zu erheben.

Stattdessen senke ich den Blick,

nehme mich zurück,

erhöhe die anderen Wunder der Schöpfung

und trete Schritt für Schritt zurück.

Manchmal laufe ich dann so durch mein Leben,

eigentlich ist alles eben,

denn die Steine lege ich mir selbst in den Weg.

Und manchmal verirre ich mich auf dem Weg,

der nicht in Richtung eines freien Lebens geht.

 

Ein Kampf in mir –

Die eine Stimme, die mir sagt,

dass ich doch ohnehin wieder verlier,

weil ich meinen Wert niemals unabhängig von meiner Leistung sehen kann.

Doch immer wieder klopft auch die andere Stimme in mir an!

 

„Alle deine Taten sind wunderbar!“

Ich erkenne doch immer wieder, es ist wirklich wahr!

 

Und auch wenn es ein Kampf ist, dem Glauben zu schenken,

werde ich mich zu jeder Zeit erneut um 180 Grad wenden,

wenn ich merke, dass die Stimme des Zweifels wieder Oberhand gewinnt,

denn tief im Inneren weiß ich, ich bin und war schon immer dein geliebtes Kind.

Und grade wenn du mich ansiehst, sagst du, dass alle deine Taten wunderbar sind.

 

Du bist es, der mir hilft, nicht aufzugeben,

begleitest mich auf dem Weg, immer wieder darauf zu sehen,

wie einzigartig du mich gemacht hast,

und nicht darauf, ob mal irgendwas wieder nicht geklappt hat.

 

Du bist es, der mir hilft, nicht von Bestätigung anderer zu leben,

auch nicht aufzuhören, meinen Weg zu gehen,

weil andere nicht erkennen, was du doch in mich hineingelegt hast.

 

Du bist es, der mir hilft, mich selbst zu lieben,

zu erkennen, dass meine Verfehlungen nicht über meine Identität siegen,

die in dir doch unveränderbar bleibt

und die mir jeden Tag neu zeigt:

Alle deine Taten sind wunderbar!

 

Dana Bolz